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„Die geben wir nie wieder her!“ – 24 Straßenhunde mit Happy End

Vor einigen Monaten haben wir die „Glücksfellchen“ vorgestellt. Der Verein rettet Straßenhunde in Rumänien und vermittelt ihnen ein Zuhause in Deutschland. Jetzt treffen wir Hunde und Retter wieder. Beim gemeinsamen Waldspaziergang zeigt sich: Aus den armen Wesen wurden fröhliche Tiere, die ihren neuen Besitzern große Freude machen.

Etwas skeptisch ist er noch. Vor fremden Menschen weicht Bossey erst einmal zurück. Doch der kleine Rüde merkt schnell, wenn man ihm nichts Böses will. Dann kommt er vorsichtig näher, schnüffelt kurz und lässt sich kraulen. „Er freut sich über jede Streicheleinheit“, erzählt Angela Bergmann, die Bossey bei sich aufgenommen hat. „Er legt sich sogar auf den Rücken und genießt, wenn man ihm den Bauch krault, fügt ihre Tochter Gesa hinzu!“

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Foto: Maike Helbig

Dann rennt Bossey los. Begrüßt seine Artgenossen. Auf einem Waldparkplatz in der Nähe von Hannover. Die Hunde toben ausgelassen. Lebensfreude pur. Es hat sich viel getan in den vergangenen Monaten. Für die ehemaligen Straßenhunde aus Rumänien ist das hier eine völlig neue – eine bessere Welt.

Der Verein „Glücksfellchen“ organisiert regelmäßig gemeinsame Spaziergänge. Für die Hunde – aber vor allem auch, damit sich die Menschen am anderen Ende der Leinen austauschen können. Denn einen Straßenhund aufzunehmen, ist auch eine Herausforderung. Einige sind traumatisiert und wurden schlecht behandelt. Manche mutwillig gequält.

„Bossey haben wir auf der Straße gefunden, zusammen mit fünf anderen Welpen“, erinnert sich die Vereins-Vorsitzende Marita Lilienthal. „Er war noch so klein und fast skelettiert. Es war mitten im Sommer und der Hund völlig dehydriert, einfach nicht überlebensfähig…“

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Foto: Maike Helbig

Dann haben sie ihn aufgepäppelt. In ihrer Auffangstation. Und vergangenen Sommer nach Deutschland gebracht. Angela Bergmann hat Bossey auf der Homepage des Vereins gefunden. Die „Glücksfellchen“ posten dort Fotos aller Hunde – vom Auffinden bis zur Vermittlung. „Wir hatten schon ein halbes Jahr vorher eine Hündin bei uns aufgenommen“, sagt Angela Bergmann.

„Emma kommt auch aus Rumänien. Und hat überhaupt keine Probleme gemacht. Dann haben wir einen zweiten Hund gesucht. Und Bossey probeweise bei uns übernachten lassen. Das war sehr entspannt. Er hat sich unserem Rhythmus komplett angepasst. Also haben wir ihn behalten!“

Das kunterbunte Rudel setzt sich in Bewegung. 24 ehemalige Straßenhunde erobern den Wald am Rand der Lüneburger Heide. Alle vertragen sich prächtig. Kein Geknurre, kein Ärger. Auch Bossey freut sich, wenn er andere Hunde trifft. Sein Frauchen berichtet: „Wir haben in der Nachbarschaft sechs Hunde, treffen uns auf den Runden, gehen auch zusammen. Ich habe das Gefühl, er fühlt sich richtig wohl in so einem Rudel, das macht ihm einfach Spaß!“

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Foto: Maike Helbig

Plötzlich fegt ein kleiner Wirbelwind über den Weg. Sein buschiger Schwanz zeigt keck in die Höhe. Das zerzauste Fellknäuel fordert einen Hund nach dem anderen zum Spielen auf. Schreckt selbst vor den ganz Großen nicht zurück. Erst auf den zweiten Blick erkennt man: Bobo hat nur drei Beine. „Er wurde aus einem Tagebau gerettet“, erklärt Marita Lilienthal. „Man wollte ihn offenbar mit dem Förderband entsorgen. Kohle-Brocken haben seinen Vorderlauf zertrümmert. Irgendwie konnte er sich trotzdem noch vor dem Schreddern retten…“

Bobos neues Zuhause ist bei Ulrike Fuhlhage und ihrem Mann Harry. Auch sie hat sich im Internet in ihren Hund verguckt. „`Glück auf drei Pfoten´stand da“, erinnert sie sich. „Das hat bei mir sofort gekribbelt. Ich hab nur gedacht: Du kommst zu uns! Mein Partner wollte zwar nicht so gerne einen zweiten Hund, aber wir sind trotzdem zu den Glücksfellchen… Naja, angucken können wir ja mal – und dann wurde daraus die große Liebe!“

Trotz seines schweren Schicksals ist Bobo ein durch und durch fröhlicher Hund. „Man merkt ihm einfach an, wie gut es ihm tut, Menschen zu haben, die für ihn da sind“, sagt Ulrike Fuhlhage. „Ein Zuhause und ein anderer Hund dabei – das macht ihn glücklich.“ Sein Handicap scheint ihn überhaupt nicht zu stören. „Er ist ein absoluter Kämpfer! Das merkt man in allen Lebenslagen.“ Wie eine Rakete rennt Bobo immer noch auf und ab. „Neulich hat er mit einer Dogge gespielt. Und an Silvester, wenn unsere Lissy bei den ersten Knallern zu hecheln anfängt, kommt Bobo angerannt nach dem Motto: Hey, wo steigt die Party?“

Mit einem Straßenhund holt man sich allerdings auch ein kleines Überraschungspaket ins Haus. Sally zum Beispiel ist ausgesprochen lebhaft. Wenn sie sich langweilt, muss schon mal die Wohnungseinrichtung dran glauben: „Dann fängt sie an, Zeitungskörbe zu zerlegen oder holt sich Blumen von der Fensterbank. Man muss sie eben nehmen, wie sie ist,“ lacht Besitzerin Margrit Kindler. „Und Sally hat einen so tollen Charakter! Sie ist unheimlich anhänglich, menschenfreundlich, ganz nett zu anderen Hunden, aufgeweckt und fröhlich.“

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Foto: Maike Helbig

Was für ein schöner Tag! Die Hunde haben richtig Spaß, und ihre Halter können sich in Ruhe austauschen. Keiner von ihnen hat es bereut, einen Straßenhund bei sich aufgenommen zu haben. „Bobo ist einfach nur toll, den geben wir nie wieder her!“, sagt Ulrike Fehlhage. Susanne Glarmin ist von ihrem Lenny so begeistert, dass sie sich seinen Namen aufs Handgelenk tätowiert hat. Und das Logo der „Glücksfellchen“ gleich dazu. „Das zeigt einfach meinen Dank an den Verein, dass er mir einen so tollen Hund gebracht hat!“

Da ist schon wieder der Parkplatz. Der zweistündige Spaziergang fast zu Ende.  Neben mir steht der hübsche Rüde Ursu und beschnüffelt mich vorsichtig. „Anfangs war es schon etwas schwierig mit ihm“, berichtet Kirsten Sikatzki und streichelt ihrem Hund über den Kopf. „Er war extrem ängstlich, fürchtete sich besonders vor Männern. Aber inzwischen ist er viel offener geworden. Wir versuchen jeden Tag, locker damit umzugehen.“

Wir haben mit vielen Hunde-Haltern gesprochen. Und alle erzählen, was für große Fortschritte ihre Schützlinge in den vergangenen Monaten gemacht haben. Einige sind unbeschwert wie Bobo. Andere noch etwas vorsichtig wie Bossey. Doch auch der taut immer mehr auf, sagt Angela Bergmann: „Wenn ich von der Arbeit komme oder meine Tochter aus der Schule, dann freut er sich. Er kommt, springt uns an, wackelt mit dem Schwanz – das hat er vorher nicht gemacht. Er zeigt einfach, wie wohl er sich bei uns fühlt!“

Wer mehr über den Verein Glücksfellchen erfahren möchte, findet alle wichtigen Informationen auf der Website und auf Facebook

Lest auch den Bericht über die Ankunft der Hunde aus Rumänien.

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