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Das Leid der Vermehrerhunde – großartiger Verein mit deutschem Tierschutzpreis

Dieses Thema lässt mich nicht mehr los! Seit ich zum ersten Mal mit Werner Senster vom Verein „Das Leid der Vermehrerhunde“ gesprochen habe. Er erzählte mir, unter welch entsetzlichen Umständen auch bei uns in Deutschland Muttertiere Hunde-Welpen regelrecht produzieren müssen. Nur damit sie dann im Internet zu Schleuderpreisen verkauft werden können.

Wie wunderbar, dass es Menschen gibt, die sich mit großem persönlichen Engagement und Liebe für diese geschundenen Hunde einsetzen. Dafür wurde der DLDV mit dem renommierten Tierschutzpreis des Deutschen Tierschutzbundes ausgezeichnet – überreicht von Bundesminister Christian Schmidt. Das ist eine tolle Anerkennung für die geleistete Arbeit. Vor allem aber wird dieser großartige Verein dadurch bundesweit bekannt.

Was kaum jemand weiß: Es gibt keine Vorschriften, wie oft eine Hündin in ihrem Leben Welpen bekommen darf. Selbst Zuchtverbände geben oft nur grobe Richtwerte vor. Werner Senster vom DLDV sagt: „Eine Hündin sollte keinesfalls auf mehr als fünf Würfe in ihrem Leben kommen. Und das ist schon das absolute Maximum! Bei einer Vermehrerhündin sind es schlimmstenfalls bis zu 15. Sie können sich vorstellen, was das mit den Tieren macht…“

Stine musste viel durchmachen in ihrem Leben. Die braune Labrador-Hündin ist jahrelang als Vermehrerhündin missbraucht worden. Wie oft sie Welpen werfen musste, weiß niemand so genau. Aber ihr Gesäuge war dermaßen groß und angeschwollen, dass es sehr viele gewesen sein müssen. Ihr Martyrium begann wahrscheinlich schon als ganz junge Hündin, mit der ersten Läufigkeit. Im Alter von fünf Jahren wurde sie dann regelrecht ausgemustert. Weil der Vermehren dachte, sie könne nicht mehr trächtig werden.

„Als Stine zu uns kam, war sie in einem schrecklichen Zustand“, erzählt mir Maike Payne. Die Tierschützerin aus der Nähe von Osnabrück hat schon viele Hunde bei sich aufgenommen. „Sie hatte kaum Fell und überall Milben. Um die Augen, in den Ohren, auf der Haut. Die Zähne waren vor lauter Zahnstein kaum zu sehen. Wir wissen, dass solche Hunde oft nur mit nasser Pappe und Kuchen gefüttert werden.“

Nicht nur körperlich war Stine am Ende. Auch die Seele war zerstört: „Sie hatte große Angst und lief immer im Kreis. Guckte ganz starr in eine Richtung.“ Maike Payne befürchtet, dass sie auch erblinden wird: „Der Vermehrer hielt die Hunde in einem komplett dunklen Stall. Schon Stines Mutter war dadurch blind geworden. Leider ist es auch üblich, dass Hunde geblendet werden. Weil sich blinde Hunde besonders gut um ihre Welpen kümmern. Die sehen ja nichts anderes…“

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Fotos: Maike Payne

„Nach zwei Tagen begann Stine, uns zu vertrauen“, erinnert sich Maike. „Offenbar aber nur, weil sie keine andere Wahl hatte. Denn, was wir damals noch gar nicht wussten: Sie war schon wieder trächtig. Die Welpen hatte sie offenbar verborgen. Selbst zwei Wochen vor der Geburt waren sie im Ultraschall nicht zu erkennen. Keiner weiß, warum.“ Das hat Stine wohl das Leben gerettet. Für den Vermehrer war sie wertlos. Tierschützer der Organisation ‚Ausrangiert & Abgeschoben e.V.‚nahmen sie bei sich auf, bevor sie zu den Paynes kam.

„Stine ist sehr klein“, berichtet Maike. „Dabei war ihre Mutter eine ziemlich große Labrador-Hündin. Deshalb gehen wir davon aus, dass Stine sehr früh durch Hormongabe in einen erwachsenen Zustand gespritzt wurde, um dann auch – unter weiteren Hormonen – zweimal jährlich gedeckt werden zu können. Wir befürchten, als Stine damals ihre letzten Welpen bei uns bekommen hat, es bereits ihr zehnter Wurf gewesen sein könnte.“

Kein Einzelfall, weiß Werner Senster vom Verein „Das Leid der Vermehrerhunde“. Wie viele Muttertiere auf so schreckliche Weise missbraucht werden, kann niemand genau sagen. Eine Ahnung davon bekommt man im Internet. Dort wimmelt es von eindeutigen Angeboten. Billige Welpen aus fragwürdiger Herkunft.

„Da können sie Bilder von Hunden in erbärmlichsten Zuständen sehen – als Verkaufs-Anzeige“, empört sich der DLDV-Sprecher. „Das sind immer Handy-Nummern. Und die tauchen auch immer wieder auf. Wir rufen dann verdeckt dort an. Erkundigen uns, ob die Welpen noch da sind. Und stellen ein paar Fangfragen: Kann man die Mutterhündin sehen? Dann kommt häufig: Nee, die ist unterwegs. Da weiß man gleich Bescheid…“

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Der DLDV hat einen Beurteilungsbogen für den Hundekauf ausgearbeitet. Fragen, die man einem Händler stellen sollte, um zu erkennen, ob man es mit einem seriösen Züchter oder einem Vermehrer zu tun hat. „Das sollte man schon in eigenem Interesse tun“, sagt Werner Senster, „denn Welpen von Hunde-Vermehrern sind oft krank und werden der Mutter viel zu früh entzogen.“

Welpen, Muttertiere und auch die Deckrüden leben unter furchtbaren Umstände. „Die sehen nichts von der Natur“, berichtet Werner Senster. „Die leben in verdreckten Zwingern, in Verschlägen, in Scheunen und Garagen. Auf Beton, oft ohne Streu. Auf glattem Boden.

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Foto: Joachim Kühm

Die Hündinnen sind nur zum Werfen da. Der Rüde wird in den Verschlag reingebracht und dann lässt man beide vier bis fünf Tage alleine. Und wenn der Rüde nicht so will, dann gibts spezielle Geschirr, an die sie drangesetzt werden. Dann wird das eben künstlich erzeugt. Und wenn die Hündin geworfen hat, bleiben die Welpen nur bis zur sechsten Woche bei ihr. Oft auch nur bis zur vierten Woche. Das heißt, die Welpen sind nicht ausreichend versorgt und sozial verstört.“

Warum legt man solchen Vermehrern nicht einfach das Handwerk? Holt die Tiere aus ihrem Elend? „Das ist nicht so einfach“, sagt Werner Senster. „Sie bewegen sich da auf ganz dünnem Eis. Zum einen haben sie es mit höchst kriminellen Menschen zutun. Und dann haben Sie auch noch Anzeigen am Hals und müssen sich jahrelang damit herumschlagen. Ich denke, dass es am Ende mehr hilft, die Öffentlichkeit zu informieren und so den Vermehrern die Geschäftsgrundlage zu entziehen.“

Denn mit juristischen Mitteln kann man ihnen kaum begegnen. „Da fehlen die gesetzlichen Grundlagen. Vermehrer haben tausend Möglichkeiten da rauszukommen“, befindet der DLDV. „Meistens handelt es sich ja eh lediglich um eine Ordnungswidrigkeit, weil ein Tier ja immer noch eine Sache ist. Im rechtlichen Sinne.“

Stine wurde auch wie so eine Sache behandelt. Doch bei Maike Payne hat sich ihr Leben geändert. Und das sieht man ihr an. „Nach einem Jahr war es ihr möglich, auch auf fremde Menschen zuzugehen. Aber wirkliches Vertrauen kann sie nicht mehr aufbauen. Immerhin: Sie weiß, dass wir für sie da sind. Und dass sie bei uns für immer sicher ist.“

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Foto: Maike Payne

Ganz herzlichen Dank an den DLDV, Werner Senster und Maike Payne für die langen Gespräche und offenen Worte!

Wer mehr über den Verein Das Leid der Vermehrerhunde und dessen Arbeit erfahren möchte, findet alle Informationen auf der Website und bei Facebook.

Einen tieferen Einblick in das Thema „Illegaler Welpenhandel“ bietet das Buch „Die Welpenmafia – Wenn Hunde nur noch Ware sind“ von Christopher Posch,  Gerda Melchior und Volker Schütz. Entstanden in Kooperation mit der Organisation „Vier Pfoten“. Erschienen im hansanord Verlag.

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